Bunte Kacheln des Dachs des Wiener Stephansdoms

Zurück zu:

Wiens Tagungsbilanz 2020

„2020 versprach mit 13 geplanten Großkongressen mit jeweils mehr als 5.000 TeilnehmerInnen gute Chancen, die bisherigen Rekordwerte vergangener Jahre zu übertreffen. Die gravierenden, selbst nach einem Jahr nach wie vor nicht vollends einschätzbaren Auswirkungen der weltweiten COVID-19-Pandemie stellen Wiens Meeting-Industrie nun aber vor eine nie dagewesene Situation“, erklärt Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner. Der Großteil der 2020 geplanten Kongresse, Firmen-veranstaltungen und Incentives musste abgesagt, verschoben oder als virtuelles Event ohne TeilnehmerInnen vor Ort durchgeführt werden. Die Folgen: Drastische Einbrüche für Wiens Tagungsindustrie, Wiens Tourismuswirtschaft und damit in Verbindung stehende Zulieferbranchen. „Mit 57% fand mehr als die Hälfte der im Vorjahr durchgeführten Tagungen noch vor dem Lockdown im März statt. In der darauffolgenden On-/Off-Wirtschaft kam Wiens Meeting-Industrie weitestgehend zum Erliegen“, so Christian Woronka, Leiter des Vienna Convention Bureau im WienTourismus.

TeilnehmerInnen-Nächtigungen auf langjährigem Tiefststand

Die Anzahl der Veranstaltungen sank von 5.490 – dem bisherigen Rekordwert aus dem Jahr 2019 – auf 1.537 (-72%) im Jahr 2020. Die Anzahl an TeilnehmerInnen an diesen Tagungen verringerte sich auf rund 121.000 (-80%), deren Nächtigungen auf rund 265.000 (-83%) – eine Marke, die seit Beginn der Aufzeichnungen 1991 zuvor nicht unterschritten wurde. Gemessen an den 4,6 Millionen an gesamttouristischen Nächtigungen Wiens im Jahr 2020 sind etwa 6% davon auf deren Meeting-Industrie zurückzuführen. Der Beitrag der Wiener Tagungen zur österreichweiten Wertschöpfung verringerte sich um mehr als 800 Millionen Euro bzw. 84%. In absoluten Zahlen bedeutet das 2020 einen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 152,18 Millionen Euro – rund 122 Millionen Euro davon stammten von Kongressen. Rückläufig erwiesen sich somit auch die durch Wiener Tagungen generierten Steuereinnahmen für gesamt Österreich: Rund 42 Mio. Euro bedeuten einen Rückgang von 84%. 2020 konnten durch Tagungen in Wien rund 2.700 Arbeitsplätze (-84%) gesichert werden. Basis für die Berechnung von Wertschöpfung und steuerlichen Effekten ist das von der Unternehmensberaterin und Lehrbeauftragten an der Wirtschaftsuniversität Wien Dr. Martina Stoff-Hochreiner entwickelte, laufend aktualisierte EVENT-MODEL-AUSTRIA.

Internationale Kongresse stärkster Wirtschaftsfaktor – Reisefreiheit schnellstens wiederherstellen

Von den insgesamt 1.537 Veranstaltungen des Jahres 2020 waren 570 Kongresse, davon 427 nationale und 143 internationale. 8% aller Kongresse fanden in hybrider Form statt – also in einer Kombination aus TeilnehmerInnen vor Ort in Wien und TeilnehmerInnen, die virtuell dabei waren. 967 Firmenveranstaltungen und Incentives teilten sich auf 578 nationale und 389 internationale Events auf. Jahr für Jahr sind es die internationalen Kongresse, die den stärksten Einfluss auf das wirtschaftliche Gesamtergebnis haben, so auch 2020: Mit einem Anteil von 9% am gesamten Tagungsaufkommen 2020 repräsentierte das Segment der internationalen Kongresse 33% aller TeilnehmerInnen, 59% des Nächtigungsaufkommens, 68% der generierten Wertschöpfung bzw. 68% der induzierten Steuereinnahmen für die Stadt Wien. 45% der internationalen Kongresse, die 2020 in Wien stattfinden sollten, mussten abgesagt werden oder fanden ausschließlich virtuell statt. 21% wurden verschoben. 34% wurden in physischer Form umgesetzt, davon 4% hybrid. „Selbst im Krisenjahr 2020 zeigt sich die herausragende Bedeutung internationaler Kongresse und unterstreicht, wie wichtig eine frühestmögliche Öffnung der Grenzen samt Wiederherstellung der internationalen Flugverbindungen und des globalen Personenverkehrs gerade für dieses Segment ist. Ein Segment, das in guten Zeiten das wirtschaftlich gewinnbringendste ist und neben seiner Bedeutung für Wissenschaft und Forschung auch seinen Teil zum Wiederaufbau nach Corona beitragen kann“, fasst Kettner zusammen. 

Humanmedizin weiter stark, doch weit unter üblichem Anteil

Veranstaltungen aus dem Bereich der Humanmedizin machten mit einem Anteil von 28% den Großanteil jener Nächtigungen aus, die in Wien 2020 durch Kongresse generiert wurden – 2019 lag deren Anteil noch bei 40%. Den Vereinten Nationen sind 22 % aller Kongresse zu verdanken. 21% sind dem Sachgebiet Wirtschaft und Politik zuzuordnen.

Reaktivierungsmaßnahmen für die Zeit nach COVID-19 in Planung

„Das Vienna Convention Bureau im WienTourismus hat in der Krise nie aufgehört zu arbeiten, war für Veranstalter und Branche aktiv. Wien wird aufgrund seiner starken internationalen Vernetzung, der grundsätzlich hohen Wertschöpfung der Meeting-Industrie und des hohen Stellenwerts, den Tagungen in der Visitor Economy Strategie und der Wirtschafts- und Innovationsstrategie der Stadt Wien einnehmen, weiter aktivierende Maßnahmen setzen, um Veranstaltungen nach Wien zu holen, sobald die Pandemie das wieder zulässt“, kündigt Kettner neue Förder- und Marketingaktivitäten Wiens noch im Frühjahr an. „Meetings sind Innovationstreiber, sie dienen als Rahmen für Wissensaustausch und das Entstehen neuer Ideen. Unser Ziel muss daher sein, dieses Wissen in Form neuer Tagungen so bald wie möglich wieder nach Wien zu bringen. Mit einem Leitfaden für Meetings in Zeiten von Corona oder der Durchführung von entsprechenden Veranstaltungen samt Sicherheitskonzept haben wir bewiesen, dass die Meeting Destination Vienna auch in Krisenzeiten funktioniert und Potenzial hat, stark zurückzukehren – auch wenn der Weg dorthin ein langer ist und hybride Formate wohl bleiben werden“, blickt Woronka hoffnungsvoll in die Zukunft. Erste Akquisen des Vienna Convention Bureau untermauern diese Hoffnung: Vor kurzem haben das European Forum for Industrial Biotechnology & the Bioeconomy (2021), der internationale Muskelforschung-Kongress (2024) und der europäische PathologInnenkongress (2025) Wien den Zuschlag erteilt. 

Den vollständigen Vienna Meeting Industry Report 2020 finden Sie auf www.vienna.convention.at zum Download.

Über das Vienna Convention Bureau

Das Vienna Convention Bureau im WienTourismus akquiriert weltweit Kongresse, Firmentagungen und Incentives. 1969 gegründet wird es von Stadt Wien und Wirtschaftskammer Wien unterstützt. Laut aktuellen Rankings der International Congress and Convention Association ICCA (Platz 6) und der Union of International Associations UIA (Platz 5) zählt Wien zu den Top-Tagungsdestinationen weltweit. www.vienna.convention.at