Ein neuer Kompass für Wien
Ein neues Instrument und seine Funktion
Wien legt den Hebel um; für mehr Nachhaltigkeit: Warum die Stadt ein Sustainable Tourism Observatory aufbaut, was das ist und welche Rolle UN Tourism dabei spielt.
Wien formuliert nicht nur Visionen zur gemeinsamen Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung, sondern misst auch den Erfolg auf diesem Weg. Ohne Ziele, deren Erreichung mit Indikatoren überprüft wird, tappt man im Dunkeln, ohne Daten wird es bei Lippenbekenntnissen bleiben. Mit der Verabschiedung der EU Green Claims Richtlinie 2024 werden klare und einheitliche Standards für die Verwendung umweltbezogener Angaben gesetzt. Wer mit KPIs (Key Performance Indicators) hantiert, muss seine Zahlen künftig von dritter Seite bestätigen lassen. Es ist also mehr Ehrlichkeit und Transparenz gefordert. Auch in Wien lautet das Motto „No Bullsh*t“ beim Thema Nachhaltigkeit: Daten schaffen Transparenz nach innen und außen. Das wiederum schafft Akzeptanz und Vertrauen.
Ein Observatory - Als Kompass und Plattform
Schon lange bilden 150 extern und intern erhobene Kennzahlen eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die strategische Destinationsentwicklung. Nun aber richtet Wien ein neues Observatory für nachhaltigen Tourismus ein, um einen Überblick über die gewünschte Entwicklung zu bekommen und besser darauf einwirken zu können. Für so ein „Sustainable Tourism Observatory“ nach Vorgaben der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen werden für Wien spezifische Ziele und Indikatoren identifiziert. Basis sind 30 Baseline-Indikatoren in mehr als 10 Zielbereichen, die noch erweitert werden. Dabei wird an bestehende Leitziele angeknüpft: Besucher:innenzufriedenheit, Bewohner:innenzufriedenheit, Wertschöpfung, Zertifizierung von Betrieben der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, Anteil von Personen, die mit der Bahn anreisen. Zusätzliche Prioritäten aus dem Stakeholder-Dialogprozess sind Energieeffizienz, Arbeitszufriedenheit und Attraktivität der Arbeitsplätze, Barrierefreiheit und Zugänglichkeit, Ressourcenverbrauch (Wasser, Abfall), ein Kunst- und Kulturangebot in Top-Qualität, Saisonalität, Green Meetings, und Legacy – also der reale Impact von Meetings und Kongressen in der Destination. Nach dem Setup werden im ersten Schritt Maßnahmen mit Partner:innen entwickelt, die im Sinne der neuen Ziele vorangehen wollen. Dazu wird es ein bis zwei jährliche Projekte geben. Das Sustainable Tourism Observatory ist aber auch eine Plattform, auf der Unternehmen innovative, nachhaltige Erfolgsmodelle entwickeln, von der nicht nur die Destination, sondern auch sie selbst profitieren. Sie treten dort in Austausch, um voneinander zu lernen und sich an diesen Erfolgsbeispielen zu orientieren.
INSTO - Das Netzwerk zum Abstimmen nach außen
Wien schließt sich mit seinem Observatory auch dem Netzwerk für Nachhaltigen Tourismus (INSTO) an, um dort eine aktive Rolle zu spielen, und sucht damit den Austausch mit anderen Städten und Destinationen, die den Weg Richtung Nachhaltigkeit gehen. Mehr als 40 Destinationen zählt das internationale Netzwerk von UN Tourism bereits, dessen Mitglieder touristische, volkswirtschaftliche und umweltrelevante Daten in vorgegebenen Themenfeldern erheben und analysieren. Ziel ist es, systematisch und langfristig sowohl die Leistungen als auch die Auswirkungen des Tourismus auf Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft zu prüfen – um einen positiven Wandel herbeizuführen.